Studie: Abbau von Bankfilialen wird sich nochmal beschleunigen
Stand: 08.06.2021
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Auf Mitarbeiter und Kunden der europäischen Banken kommt nach einer neuen Studie die bisher größte Welle von Filialschließungen zu. Bis 2023 könnten die Privatbanken bis zu 40 Prozent ihrer Geschäftsstellen schließen, prophezeien die Finanzfachleute der Unternehmensberatung „PwC Strategy&“ in einer aktuellen Analyse des Bankensektors.
Corona hat die Situation verschärft
Demnach ist der Durchschnittsgewinn pro Kunde im Coronajahr 2020 um acht Prozent auf 193 Euro abgesackt, auch die Umsätze gingen zurück. Ursachen sind demnach die gesunkene Zahl internationaler Transaktionen, der Rückgang bei Zahlungen mit Kreditkarte sowie die geringere Nachfrage der Verbraucher nach Krediten.
Banken leiden unter schrumpfenden Umsätzen
Die Lage sei keineswegs überall gleich, doch gerade der deutsche Bankensektor stehe ziemlich schlecht da: In der Schweiz brachte ein Kunde im Schnitt 444 Euro Gewinn, in Österreich leicht überdurchschnittliche 208 Euro, in Deutschland dagegen nur unterdurchschnittliche 172 Euro.
Für die Analyse betrachteten Studienautor Andreas Pratz und seine Kollegen rund 50 Privatkundenbanken und Bankengruppen mit insgesamt 690 Millionen Kunden sowie geschätzten Privatkundeneinlagen und Kreditvolumina in Höhe von 18 Billionen Euro. Einbezogen wurden Banken aus 15 Ländern in Europa sowie zu Vergleichszwecken auch in Nordamerika und Australien.
Viele europäische Geldhäuser litten demnach auch schon vor Corona unter dem grundsätzlichen Problem schrumpfender Umsätze. Allerdings gelte das nicht generell. Laut Studie schafft es etwa ein Viertel der Banken, die Umsätze zu steigern.
Bis 2023 könnten 24.000 Bankfilialen schließen
Die sinkenden Margen verstärken nach Einschätzung der Unternehmensberater den Kostendruck ganz erheblich. Sie verweisen auf die bereits angekündigten umfangreichen Stellenstreichungsprogramme vieler Großbanken von der Deutschen Bank bis zur französischen Societé Generale. Die Zahl der Bankfilialen in Europa könnte demnach bis 2023 von knapp 60.000 auf nur noch 36.000 sinken.
Bedeutung der Bankfilialen schwindet
Das traditionelle Geschäftsmodell, demzufolge die Banken in ihren Filialen auf die Kundschaft warten, wird sich laut Studie in Zukunft quasi umkehren: „Anstatt durch die besten Standorte möglichst viele Kunden in die Filialen zu locken, werden zukünftig durch gezieltes Online-Marketing Kundenkontakte gewonnen“, sagte Studienautor Pratz.
Schon heute kommen viele Verbraucher über die klassische Filiale kaum noch mit ihrem Geldinstitut in Berührung. Sie erledigen ihre Bankgeschäfte zunehmend digital über das Online-Banking. In einer repräsentativen Verivox-Umfrage aus dem Oktober 2020 hatte gut ein Drittel der Befragten (35 %) seit mindestens einem Jahr keine Bankfiliale mehr aufgesucht. 6 Prozent haben noch nie eine Beratung in der Filiale in Anspruch genommen und nur ein Viertel war innerhalb des letzten Monats vor der Befragung dort.