Börsen-Boom: Zahl der Aktionäre steigt 2020 um 2,7 Millionen
Stand: 27.02.2021
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Im Corona-Jahr 2020 haben viele Anleger die Börse für sich entdeckt. Nach einer Erhebung des Deutschen Aktieninstituts gab es im abgelaufenen Jahr so viele Aktionäre wie seit 2001 nicht mehr. Insbesondere unter den Jüngeren hätten im letzten Jahr viele Anleger die Börse für sich entdeckt.
So viele Aktionäre wie seit 2001 nicht mehr
Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) hat die aktualisierten Aktionärszahlen für Deutschland veröffentlicht. 12,4 Millionen Menschen haben im Corona-Jahr 2020 in Aktien investiert. „Die Zahl der Aktiensparer in Deutschland ist im letzten Jahr um 2,7 Millionen in die Höhe geschnellt“, berichtet DAI-Geschäftsführerin Christine Bortenlänger. „Jeder Sechste in Deutschland hatte Aktien, Aktienfonds oder Aktien-ETFs im Depot." Mehr Aktiensparer gab es den Angaben zufolge zuletzt 2001.
Corona-Crash war günstige Gelegenheit zum Einstieg
Das Corona-Jahr hat den Aktienboom bei Jung und Alt befördert. Geplatzte Urlaube, geschlossene Restaurants und weniger Einkaufsbummel haben dazu geführt, dass den Menschen mehr Zeit und Geld zur Verfügung stand. Diese Zeit haben sie auch dafür verwandt, sich mit ihren Finanzen zu beschäftigen und Geld in Aktien, Fonds oder ETFs anzulegen. Vor allem nach dem historischen Börsen-Crash im Frühjahr nutzten viele die niedrigen Börsenkurse im März und April als Chance für den Einstieg in den Aktienmarkt.
Viele Jüngere drängen an die Börse
Die Aktionärszahlen erhebt das Deutsche Aktieninstitut seit 1997. Im Rahmen der Studie wird unter anderem ermittelt, wie viele Aktienanleger es in Deutschland gibt, wie ihre geografische Verteilung ist und wie sich der Aktienbesitz über die verschiedenen Altersgruppen verteilt. Besonders die Gruppe der unter 30-Jährigen war letztes Jahr an der Börse sehr aktiv. Fast 600.000 junge Erwachsene wagten sich auf das Börsenparkett. Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von fast 70 Prozent und damit der mit Abstand stärkste Anstieg aller in der Studie untersuchten Altersgruppen.
Ein Grund für den Jugendboom scheint zu sein, dass smarte Apps den Anlegerinnen und Anlegern den Einstieg in den Aktienmarkt erleichtern. Der Fondssparplan ist mit wenigen Klicks eingerichtet, Aktien sind mit ein paar Fingerbewegungen gekauft.
In einer repräsentativen Verivox-Umfrage aus dem Oktober 2020 waren die digitalen Neo-Broker unter den jungen Anlegern schon die beliebtesten Depotanbieter. Vier von zehn Anlegern (40 Prozent) in der Altersgruppe von 18 bis 29 Jahren hatten ein Wertpapierdepot bei einem Online-Broker wie Flatex oder Traderepublic. Bei Direktbanken (38 Prozent) und Filialbanken (37 Prozent) waren es etwas weniger.
„Die Aktienanlage hat über das Smartphone die Hosentasche erreicht“, kommentiert Bortenlänger die Entwicklung. Auch Influencer und Internetforen hätten mit ihrer Kommunikation auf Augenhöhe das Thema Geldanlage für sich entdeckt. Dies träfe offenbar den Nerv vor allem der jungen Generation.
„Aktien müssen Baustein in der Altersvorsorge werden“
Neuen Börsenbegeisterten rät Bortenlänger zu einer ruhigen Hand am Aktienmarkt. Am besten fahre, wer auf die bewährten Grundregeln der Aktienanlage vertraut: Langfristiges, kontinuierliches und breit gestreutes Sparen führt bei beherrschbaren Risiken zu hohen Erträgen. So kann man getrost auch ein zwischenzeitliches Börsentief aussitzen.
„Der letztjährige Boom bei den Aktionären ist ein gutes Zeichen für die Aktienkultur in Deutschland“, resümiert Bortenlänger. „Viele der Menschen, die 2020 in Aktien investiert haben, haben sich für das Sparen in Aktienfonds und Aktien-ETFs entschieden. Sie wollen langfristig dabeibleiben.“
Bortenlänger appelliert an die Politik, die neu entflammte Begeisterung für Aktien mit verbesserten Rahmenbedingungen zu fördern: „Mitarbeiteraktien sollten noch mehr gefördert werden, Aktienerträge nach einer Haltefrist von fünf oder zehn Jahren steuerfrei sein und Aktien müssen ein fester Baustein in der Altersvorsorge werden.“