Telekom plant radikale Vereinfachung der Tarife
Stand: 21.07.2006
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Bonn (dpa) - Die Deutsche Telekom will nach der vollständigen Übernahme ihrer Internettochter T-Online in die Offensive gehen. "Wir werden ab Herbst unsere Preismodelle radikal vereinfachen", sagte Vorstandschef Kai-Uwe Ricke dem "Handelsblatt" (Freitag). Dies gelte für den Mobilfunk und das Festnetz. "Im Festnetz bedeutet das Pauschaltarife für den Anschluss inklusive Leistungen für Telefonieren, Surfen oder Fernsehen - oder eine Kombination der drei."
Mit den neuen Angeboten reagiert die Telekom auf den massiven Verlust von Marktanteilen im Festnetzgeschäft: Jeden Monate melden rund 160 000 Menschen ihren Festnetzanschluss bei dem Bonner Konzern ab und wechseln zur Konkurrenz. Nach dem ersten Quartal musste die Telekom daher die Umsatzprognose 2006 für die Festnetzsparte T-Com um eine Milliarde Euro senken. Den Rückgang will Ricke mit einem höheren Zuwachs im Mobilfunkgeschäft ausgleichen, der allerdings ausschließlich durch das Auslandsgeschäft getragen werden soll.
Mit dem Ausbau ihrer Telekomnetze wollen die Konkurrenten den Druck auf den Marktführer erhöhen. So kündigten Versatel Deutschland und Telefonica den Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur an, um stärker vom DSL-Boom zu profitieren. Zudem drängt der britische Mobilfunkkonzern Vodafone massiv ins deutsche Festnetzgeschäft. Mit Arcor besitzen die Briten bereits den zweitgrößten Festnetzanbieter Deutschlands.
Um dem Druck der Wettbewerber entgegenzutreten, kündigte Ricke bereits im vergangenen November zusätzliche Werbeausgaben in Höhe von 1,2 Milliarden Euro für 2006 an. Die im ersten Quartal aufgewendeten 250 Millionen Euro verpufften allerdings ohne Wirkung - der Abwärtstrend bei T-Com ging weiter. Für die zweite Jahreshälfte kündigte der Telekom-Chef nun eine neue Offensive an: "Ab Herbst sind die paradiesischen Zeiten für den Wettbewerb zu Ende."
Ricke will in neue Netze investieren, die auf dem Internet-Protokoll basieren und wesentlich weniger Wartung und weniger Personal benötigen. Eine eigene Produktion von Inhalten etwa für das Internet-Fernseh-Angebot der Telekom schloss Ricke aus. "Wir werden kein Unternehmen, das Inhalte produziert. Wir stehen immer in der Gefahr, zu viel gleichzeitig zu machen. Deshalb konzentrieren wir uns auf das Anschlussgeschäft."