Telekom läutet das Ende der Festnetz-Telefonie ein
Stand: 08.09.2017
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg - Internet und Festnetz: Das gehörte bei der Deutschen Telekom 18 Jahre lang zusammen. Nun hat das Unternehmen erstmals drei DSL-Tarife ohne Festnetz vorgestellt. „Magenta Eins Young“ gilt zwar nur für junge Leute unter 27 Jahren, markiert aber gleichwohl einen Wendepunkt in der Strategie des Ex-Monopolisten. Die Tarifexperten von Verivox haben das Angebot unter die Lupe genommen und mit dem Wettbewerb verglichen.
Die Kommunikation wird immer mobiler
Schon seit Jahren verlagern sich Gespräche zunehmend vom Festnetz ins Mobilfunknetz. Auch die Anzahl der Festnetzanschlüsse ist bereits seit 2003 rückläufig. Diese Entwicklung spiegelt auch der Jahresbericht der Bundesnetzagentur wider: Im Jahr 2016 haben die Telefonate übers Festnetz ihren vorläufigen Tiefpunkt von 131 Mrd. Gesprächsminuten erreicht; das Volumen im Mobilfunknetz nimmt dagegen seit Jahren weiter zu.
Längst zeigt sich diese Entwicklung auch an den Tarifmodellen: Wer einen leistungsstarken Mobilfunktarif hat, braucht das Festnetz allenfalls noch für Gespräche ins Ausland – diese sind via Handy oft noch sehr teuer. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das klassische Festnetz bei Privatkunden Geschichte sein wird“, prognostiziert Christian Schiele, Bereichsleiter Telekommunikation bei Verivox.
DSL + Mobilfunk: Teurer als DSL + Festnetz
Der neue Kombi-Tarif der Telekom ist in drei Varianten aus DSL und Mobilfunk erhältlich: Das günstigste Paket startet mit einem monatlichen Effektivpreis von 41,77 Euro für eine DSL-Geschwindigkeit von 16 Megabit pro Sekunde (Mbit/s), das mobile Datenvolumen ist mit 4 Gigabyte (GB) angesetzt. Etwas mehr Leistung gibt es beim mittleren Paket mit 50 Mbit/s und 6 GB (53,28 Euro). Für effektiv 64,78 Euro pro Monat bekommen junge Leute 100 Mbit/s und 12 GB mobile Daten.
Die herkömmlichen Kombitarife aus DSL und Festnetz sind bei der Telekom je nach Paket zwischen 11 und 29 Euro pro Monat günstiger. Christian Schiele kennt den Grund: „Ein fester Telefonanschluss generiert auf Anbieterseite erheblich weniger Kosten als ein mobiler Anschluss. Auch internetbasierte Telefonanschlüsse verursachen kaum Datenkosten, ganz anders als Mobilfunk-Flatrates.“
Gutes Angebot für Intensivnutzer
Wer stationäres Highspeed-Internet mit hohem mobilem Datenvolumen verbinden möchte, erhält mit dem größten Tarif „Magenta Eins L Young“ ein solides Angebot. Gleichwertige Einzeltarife für junge Leute sind bei Wettbewerbern über zwei Jahre gerechnet knapp 195 Euro teurer. Günstigere Alternativen bieten Mobilfunk-Flats vom Discounter kombiniert mit Kabel-Internet, beinhalten aber weniger mobiles Datenvolumen. Günstiger ist auch Vodafones „GigaCube“-Angebot, das ebenfalls Mobilfunk und Internet kombiniert – allerdings auf LTE-Basis und ohne stationären Anschluss. Die Kombination aus DSL und Mobilfunk gibt es derzeit nur bei der Telekom.
Kleinster Tarif für junge Zielgruppe nicht ausreichend
Der kleinste Tarif „Magenta Eins S Young“ schneidet hingegen beim Experten deutlich schlechter ab: „Das Basis-Angebot mit 16 Mbit/s passt nicht zur jungen Nutzergruppe“, gibt Christian Schiele zu bedenken. „Für Streaming, Gaming und Co. reicht diese Bandbreite bei Weitem nicht aus. Anders als das L-Angebot bietet der S-Tarif kein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.“