Studie: Arzneipreise in Deutschland exorbitant teuer
Stand: 14.09.2010
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Berlin - Arzneimittel sind in Deutschland teilweise mehr als 500 Prozent teurer als in anderen europäischen Ländern. Wären Medikamente so billig wie etwa in Schweden, könnten die Krankenkassen bis zu 9,4 Milliarden Euro jährlich sparen - jeden dritten Euro, den sie heute für Pillen, Salben und Infusionen ausgeben. Das geht aus dem Arzneiverordnungsreport 2010 hervor, der am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde.
Die Krankenkassen gaben im vergangenen Jahr 32,4 Milliarden Euro für Arzneien aus, 4,8 Prozent mehr als 2008, wie Herausgeber Ulrich Schwabe erklärte. In diesem Jahr zeichnet sich schon wieder ein Anstieg in ähnlicher Höhe ab. Dabei gehen laut Schwabe 80 Prozent des Kostenanstiegs auf das Konto von wenigen, sehr teuren Arzneimittelgruppen mit neuen, patentgeschützten Mitteln. Dazu zählen Medikamente gegen Bluthochdruck, gegen Diabetes, das Aidsvirus HIV und Krebs.
Die 50 führenden Patentarzneimittel seien im Schnitt 48 Prozent teurer als die entsprechenden Mittel in Schweden, erklärte Schwabe. Die Versicherung der Pharmaindustrie, dass die Mittel hier nicht teurer angeboten würden als in anderen Industriestaaten, sei falsch und "manipuliert". Denn Länder mit sehr niedrigen Preisen wie Frankreich, Spanien oder Italien seien dabei nicht betrachtet worden.
Bei sogenannten Generika - Nachahmerprodukten von Mitteln, bei denen der Patentschutz abgelaufen ist - ist die Preisdifferenz zum Ausland laut Schwabe noch krasser, und das, obwohl die Generika-Preise in Deutschland gesunken seien. So habe das Magenmittel Omep in Deutschland bislang 60,46 Euro gekostet, in Schweden dagegen nur 9,36 Euro. Die Preisdifferenz habe demnach bei 546 Prozent gelegen. Die 50 umsatzstärksten Generika seien im Durchschnitt 98 Prozent teurer als die entsprechenden Präparate in Schweden, sagte Schwabe.
Die Referenz zu Schweden hat er nach eigenen Angaben gewählt, weil dort die Arzneimittelpreise veröffentlicht und somit gut vergleichbar seien.