Sicher unterwegs im Netz - Unterricht im Fach Medienkompetenz
Stand: 11.03.2011
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dapd
Ludwigshafen - Eine Unterrichtsstunde bei IT-Experten Götz Schartner bleibt den Schülern im Gedächtnis. Der Experte für Sicherheitsfragen hat schon tausende junge Menschen in der ganzen Bundesrepublik geschult - aber auch deren Lehrer und Eltern hat der Experte in Sachen Medienkompetenz mit Internet, Handy und Co. unterrichtet.
In seinem Unterricht zeigt Schartner unter anderem, wie einfach es ist, mithilfe einer präparierten MMS das Handy in ein Mikrofon umzuwandeln und so Gespräche mitzuhören, die außerhalb des Raumes geführt werden. "Handys haben mehr Sicherheitslücken, als wir gewöhnlich denken", sagt er. So sei es etwa kein Problem für Profis, vertrauliche SMS auszulesen.
Mit manipulierter Software seien Angreifer auch in der Lage, sich Zugriff auf die Kamera des Handys zu verschaffen, warnt der Experte. Um das zu verhindern rät er, immer die aktuelle Firmware für das Handy zu installieren und die Bluetooth-Funktion abzuschalten. Für Bild- und Tonnachrichten von unbekannten Empfängern gelte: Finger weg und am besten gleich löschen. Denn um Zugriff auf fremde Handys oder auch Computer zu bekommen, müsse man nicht einmal selbst Hacker-Kenntnisse haben. Teilweise gebe es fertige Programme, die in Systeme einbrechen.
Firewall und Virenscanner sind Pflicht
Um diese Gefahr möglichst gering zu halten, sollten auch auf Privatrechnern auf jeden Fall eine Firewall und Virenscanner installiert sein. Zusätzlich sei es wichtig, Betriebssystem und Standardprogramme wie etwa den Acrobat Reader ständig zu aktualisieren. Somit könnten Sicherheitslücken geschlossen werden, die Hacker ansonsten nutzen.
Schartner zeigt auch, wie die bei Jugendlichen zum Chatten beliebten Webcams angesteuert werden können, obwohl sie gar nicht aktiv sind. In einem Fall aus Aachen konnte sich so ein Krimineller Zugriff auf PCs von mehr als 150 Mädchen verschaffen und sie unter anderem beim An- und Ausziehen filmen. Er rät deshalb, die Kamera entweder auszustöpseln oder mit Klebeband zu verschließen, wenn sie nicht gebraucht wird.
Besonders überrascht seien die Schüler, wie einfach es ist, ein Handy zu knacken, sagt Schartner. "Wir wollen nicht mit erhobenem Zeigefinger rangehen und schockieren, sondern sensibilisieren." Denn viele seien sich der Gefahr gar nicht bewusst, die zum Beispiel von sozialen Netzwerken wie Facebook ausgehen. Dabei seien diese nicht an sich gefährlich, sondern nur wenn man mit Daten und Bildern leichtfertig umgehe. "Die Faustregel lautet: Alles, was ich von mir im Internet veröffentliche, sollte auch dazu geeignet sein, dass jeder Mensch es sehen kann", sagt der IT-Experte.
Bewerbungen scheitern wegen pikanten Internetdaten
Was passieren kann, wenn man dies nicht beherzigt, zeige die Geschichte von Meike H.. Sie peilte nach einem sehr guten Abi und BWL-Studium einen Job als Managerin bei einem großen deutschen Konzern an. Trotz bester Qualifikation platzte der Traum jedoch, weil besonders große Unternehmen heutzutage Erkundigungen über Online-Detekteien einholen, erzählt Schartner.
Dabei kam zum Vorschein, dass Meike bei StudiVZ Mitglied in zwei Sexforen war. Und es tauchte ein Bild von ihr in betrunkenem Zustand auf einer Studentenparty auf. Ähnliche Fotos auch ohne Namenszusatz zu finden, sagt Schartner, sei überhaupt kein Problem mehr mit aktueller Gesichterkennungssoftware. Diese sei sogar inzwischen so gut, dass sie aufgrund der Gesichtszüge Kinderbilder von heute 16-Jährigen erkennen könne. "Was jemand jetzt schreibt, kann 100 Jahre im Internet sein. Und Meike ist kein Einzelfall", meint der IT-Sicherheitsexperte.
So kämen nach seinen Veranstaltungen oftmals junge Frauen, deren Ex-Freunde drohen, freizügige Fotos weiterzugeben. Ihnen empfiehlt er, schnell zu reagieren. "Man sollte versuchen, das auf dem kurzen Weg zu klären, alternativ aber auch über den Rechtsanwalt oder die Polizei." Wichtig sei auch im Falle von Mobbing im Internet, sich jemandem anzuvertrauen, unterstreicht der Experte von der Ludwigshafener IT-Sicherheitsfirma 8Com.
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