Senioren & Internet: Computerkurse ermöglichen Partizipation

"Nachholbedarf gibt es zweifelsohne", sagt Ursula Lenz von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO). Denn statistisch gesehen sind die Jüngeren den Älteren noch immer weit voraus - obwohl die Älteren bei den Computer- und Internetkenntnissen aufgeholt haben.

Nachholbedarf der Altersgruppe "50plus"

So verzeichnet die Studie "(N)Onliner Atlas 2010" für die Altersgruppe "50plus" insbesondere bei den 60- bis 69-Jährigen mit rund 5 Prozentpunkten den größten Zuwachs: Hier stieg die Internet-Nutzung von 45 Prozent in 2009 auf 50 Prozent in 2010. Das ist aber noch immer kein Vergleich zur Verbreitung des Mediums bei Jüngeren: Bei den 14- bis 29-Jährigen und den 30- bis 49-Jährigen liegt sie 2010 bei 96 und 87 Prozent.

Aber Ursula Lenz macht inzwischen bei älteren Menschen eine "große Bereitschaft" aus, Wissenslücken im Umgang mit PC und Internet zu schließen. Das habe sie persönlich erlebt, als die BAGSO ihren "Wegweiser durch die digitale Welt" herausbrachte. "Ich habe noch nie einen so großen Ansturm erlebt", erzählt die Pressereferentin. Pausenlos habe das Telefon geklingelt, weil sich Anrufer den Ratgeber zuschicken lassen wollten.

Wer sich verweigert wird ausgeschlossen

"Viele haben erkannt, dass Internet und Computer heute das sind, was vor 50 Jahren das Telefon war", sagt Lenz. Sie hätten eingesehen, dass sie sich der Technik nicht verweigern können, wenn sie sich nicht von vielen Dingen des täglichen Lebens ausschließen wollen. Vieles laufe ja nur noch über das Internet - sei es Information, Kommunikation, Bankgeschäfte oder Handel. "Entweder man ärgert sich darüber oder man eignet sich die Kenntnisse an", so Lenz.

Auch ältere Menschen registrierten, welche Möglichkeiten das Internet bietet, sagt Joachim Dung von der Deutschen Seniorenliga. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die Medien, die immer öfter für weitergehende Informationen im Fernseh- oder Zeitungsbeitrag Internetlinks angeben. Und laut Ursula Lenz ist nicht zu vergessen, dass Computer und Internet für ältere Menschen vieles einfacher machen. Sie könnten leichter Kontakt zu entfernt lebenden Enkeln halten, sich per E-Mail Fotos schicken lassen, Waren bestellen, ohne das Haus verlassen zu müssen, und sich über unzählige Themen informieren. "Das ist sicherlich eine große Motivation", sagt Lenz.

Enkel motivieren Oma und Opa

Häufig kommt die Anregung, sich Computer- und Internetkenntnisse zu verschaffen, von den Angehörigen, hat Joachim Dung beobachtet. "Oft wird das von den Enkelkindern an sie herangetragen." Das kann dann gleich doppelter Ansporn sein, denn Oma und Opa möchten vor den Enkelkindern sicher nicht dumm dastehen, wenn sie den PC anschalten.

Um sich fit machen zu lassen für die digitale Welt, bieten sich Kurse an, wie sie zum Beispiel die Volkshochschulen (VHS) für Ältere organisieren. "Wir können die Volkshochschulen nur empfehlen", sagt Joachim Dung von der Seniorenliga. "Die haben sich ganz gut aufgestellt, was diese Zielgruppe anbelangt."

Volkshochschulen bieten Schnupper- und Basiskurse

Die VHS Dortmund etwa hat Schnupperkurse im Programm, in denen Ältere unter Anleitung eines Dozenten erste Erfahrungen sammeln können. Das soll Lust machen für einen Basiskurs, in denen Grundkenntnisse vermittelt werden, "die für die ersten Erfolge mit dem Computer nötig sind", erzählt Hans-Dieter Letschert, der Computerkurse für Senioren gibt. Dazu gehören der Umgang mit Maus und Tastatur, Textverarbeitung und Internet.

Anschließend können Kursteilnehmer weiterführende Aufbaukurse besuchen, in denen projektbezogen spezielle Themen behandelt werden - zum Beispiel mit Word einen Briefkopf zu erstellen. Auch spezielle Internetkurse sind im Angebot, in denen es um E-Mails, Suchmaschinen und Internetsicherheit geht.

Angst vor dem Umgang mit dem Computer nehmen

Hans-Dieter Letschert versucht, Kursteilnehmern die Angst vor dem Umgang mit dem Computer und möglichen Fehlern zu nehmen: "Übung macht den Meister, und nur durch Fehler lernt man", sagt er. Wichtig sei, den Teilnehmern klar zu machen, dass sie durch Falschbedienung nichts kaputtmachen können - höchstens etwas löschen, was relativ einfach zu reparieren sei.

Als größte Schwierigkeiten der Kursteilnehmer hat Letschert "zu hohe Ansprüche an sich selbst" ausgemacht. Und die Erkenntnis, dass man "sich zum Computer bekennen" und ab sofort täglich mit ihm arbeiten muss - "und dass das keine Sucht ist." Durchweg seien Motivation und Engagement der Teilnehmer als sehr hoch einzuschätzen. Und auch in Bezug auf Aufnahmebereitschaft und Lernkompetenz müssten sich die Älteren nicht verstecken, hat Joachim Dung beobachtet.

Ursula Lenz von der BAGSO empfiehlt ein zweigleisiges Vorgehen: einen Kurs zu besuchen und sich Literatur zum Nachbereiten für zu Hause zu besorgen. Manche nutzten den BAGSO-Ratgeber als ersten Schritt, um sich in das Thema einzulesen, und belegten anschließend einen VHS-Kurs. Oder sie probierten das Angelesene mit ihren Enkeln am Rechner aus - und freuen sich, wenn auch sie endlich "drin" sind.