Neuer Unfallmelder funktioniert mit Stecker und App
Stand: 17.03.2016
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Berlin - Bei einem schweren Autounfall ist es den Insassen oft nicht mehr möglich allein einen Notruf abzusetzen. Um in solchen Gefahrensituationen automatisch Kontakt zur Notrufzentrale aufzubauen, bieten Autoversicherer ab dem 4. April ein neues System an. Der Unfallmelde-Dienst (UMD) kann dann in jedem Auto nachgerüstet werden. Notwendig ist lediglich ein Stecker für den Zigarettenanzünder und eine Handy-App, die sich via Bluetooth verbindet. Kommt es zu einem Zusammenstoß, bemerken Beschleunigungssensoren im Stecker den Aufprall und senden die Daten ans Smartphone. Vom Mobiltelefon wird dann eine codierte Verbindung zu einer Notrufzentrale aufgebaut und ein Notruf abgesetzt. Gleichzeitig werden die Position, Fahrtrichtung, Kfz-Kennzeichen als auch die Schwere des Aufpralls übermittelt, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bei der Darbietung des neuen Unfallmelders am Mittwoch in Berlin mit.
Ist der Autofahrer telefonisch nicht ansprechbar, könnten Rettungskräfte oder Abschleppdienst bei schweren Unfällen auch automatisch alarmiert und Verletzte somit schneller gerettet werden, erläuterte Klaus-Jürgen Heitmann vom GDV.
Notruf-System für jedes Auto nachrüstbar
Der Dienst funktioniert damit etwas anders als das geplante eCall-System, mit dem jeder Neuwagen in der EU ab Ende März 2018 ausgestattet sein muss. Während der Notruf hierbei über ein fest installiertes Modul abgesetzt wird, ist bei dem Dienst der Versicherer Voraussetzung, dass das Handy und die Bluetooth-Funktion eingeschaltet sind und das Gerät noch genug Strom hat. Dafür lässt sich der Dienst unkompliziert in Neuwagen und Gebrauchtwagen einbauen - lediglich ein Stecker im Zigarettenanzünder ist dazu nötig.
Er sei weder an das Bordsystem gekoppelt, noch zeichne er das Fahrverhalten oder das Bewegungsprofil auf, sagte Heitmann. "Ähnlich wie beim Telefon-Pannendienst gehen wir nur mit den Daten um, die wir in einer Pannensituation benötigen", ergänzte Werner Schmidt vom GDV.
Die Preise legen jeweils die Versicherungen fest. Drei größere Kfz-Versicherer nannten auf Anfrage eine jährliche Servicegebühr um rund zehn Euro als Preis.
System sorgt für mehr Sicherheit
Gerade bei schweren Unfällen könne der Unfallmelder vor Einführung des eCall-Systems ein Plus an Sicherheit bedeuten, teilte der Autoclub ADAC mit. "Wir konnten beobachten, dass manche Autofahrer nicht mehr in der Lage waren, nach einem Unfall die Rettungskräfte von selbst zu verständigen, etwa wenn sie im Graben gelandet sind", sagte ein ADAC-Sprecher.
System als Univeral-Helfer
Der Unfallmelder stellt jedoch nicht nur schwere Kollisionen fest - er registriert auch Blechschäden. Laut GDV könne der Kfz-Versicherer so den Unfall aufnehmen und Hilfe organisieren, um das Auto in eine Werkstatt bringen zu lassen. Der ADAC unterstreicht, dass die angebotene "Hilfe" nicht zu Lasten der Autofahrer gehen dürfe. So sollten sie selbst entscheiden können, wen sie in so einem Fall kontaktieren.
Datenschutz geregelt
Wichtig sei auch, dass der Datenschutz gewährleistet sei. Laut GDV zeichnet die App lediglich die letzten drei Positionsdaten auf, wobei ältere Daten ständig überschrieben werden. Für Telematik-Tarife, bei denen Versicherungskosten von der persönlichen Fahrweise abhängig gemacht werden, könne der Unfallmeldedienst nicht benutzt werden.