"King Eric" bläst zur Revolte gegen die Finanzwelt
Stand: 06.12.2010
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Paris - Mit Traumtoren und Wutausbrüchen erlangte der ehemalige französische Nationalstürmer Eric Cantona Weltruhm. Nun bläst der 44-Jährige zur Revolte gegen die Finanzwelt. In einem im Internet-Video ruft er die französische Bevölkerung dazu auf, am Dienstag ihre Konten zu räumen und damit die Macht der Banken zu brechen. Inzwischen gibt es europaweit zehntausende Sympathisanten des sogenannten "Bank Run".
Die Aufregung um seine Idee kam wohl selbst für Cantona überraschend. Tagelang fand sein Aufruf zur Revolte kaum Beachtung. Lediglich einige Sportinteressierte verbreiteten die in einem Interview geäußerten Ideen des ehemaligen Superstars von Manchester United (1992-1997). "Wenn 20 Millionen Menschen gleichzeitig ihr Geld von der Bank abheben, dann bricht das System zusammen", hatte Cantona Anfang Oktober philosophiert und sich dabei in einem knallrotem Pulli und mit dichtem Bart filmen lassen. "Für diese Revolution braucht man keine Waffen und kein Mensch wird getötet."
Konkreter wurde Cantona nicht. Das übernahmen andere für ihn. Eine französisch-belgische Gruppe entdeckte das Potenzial der Äußerungen des Ex-Stars und rief im Internet die Bewegung ins Leben: "Revolution! Am 7. Dezember heben wir alle unser Geld von den Banken ab!" Mittlerweile haben allein über die französische Facebook-Seite mehr als 36.000 Menschen ihre Beteiligung zugesagt. Auch Cantona, den seine Fans einst "King Eric" nannten, kündigte an, an diesem Dienstag sein Konto leer zu räumen. Kritiker werfen ihm allerdings Heuchelei vor. Sie spotten, er werde Koffer mitbringen müssen angesichts der Beträge, die er in den vergangenen Jahren mit Werbekampagnen für Marken wie Nike, Lipton, Renault oder L'Oréal verdiente.
Experten erwarten keine ersthaften Konsequenzen
Dass der sogenannte "Bank Run" ernsthafte Konsequenzen für die Finanzwelt haben könnte, gilt als ausgeschlossen. Allein in Deutschland gibt es laut Bundesbank mehr als 39.000 Bankfilialen. Bei 20.000 Teilnehmern in Deutschland käme im Schnitt nur auf jede zweite ein protestierender Kunde. Zudem muss das Abheben größerer Geldbeträge in der Regel zuvor angemeldet werden - ganz abgesehen davon, dass unter den Teilnehmern nur wenige Vermögende sein dürften.
Die durch die irische Schuldenkrise gebeutelte Finanzbranche ist dennoch nicht begeistert. Der Aufruf von Cantona verbreite nur Unsicherheit und sei ohne Grundlage, schimpfte der Generaldirektor der französischen Großbank BNP, Baudouin Prot. "Man sollte über Sachen reden, von denen man Ahnung hat", kommentierte die französische Wirtschaftsministerin Christine Lagarde. Cantona sei ein großartiger Fußballer, aus wirtschaftlichen Dingen solle er sich aber besser heraushalten.