Kanada steigt aus Kyoto-Protokoll aus - Empörung in Deutschland
Stand: 14.12.2011
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Berlin - Kurz nach dem Ende der Weltklimakonferenz im südafrikanischen Durban hat Kanada seinen Rückzug aus dem Kyoto-Protokoll angekündigt. Nach Angaben des kanadischen Umweltministers, Peter Kent, werde das Land von dem Recht Gebrauch machen, vorzeitig aus dem 1997 unterzeichneten Protokoll auszusteigen. "Das Kyoto-Protokoll umfasst nicht die beiden größten Emittenten, die USA und China, und kann somit nicht funktionieren", sagte Kent. Kanadas Entschluss stieß bei deutschen Politikern und Umweltverbänden auf Unverständnis.
Kurz nach dem Weltklimagipfel in Durban einen solchen Schritt zu vollziehen, sei "unnötig und insofern sehr unerfreulich", sagte Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) am Dienstag in Berlin.
Die Vorsitzende des Bundestags-Umweltausschusses, Eva Bulling-Schröter, nannte den Ausstieg "verlogen und feige". "Hier drückt sich ein Land, das beim Klimaschutz versagt, mit einer fadenscheinigen Begründung vor der Verantwortung", warf die Linke-Politikerin Kanada vor.
Ann-Kathrin Schneider, Referentin für internationalen Klimaschutz beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) befürchtet, der vorzeitige Ausstieg Kanadas werde "das Misstrauen der Schwellenländer gegenüber den Industrieländern" schüren.
Profitintessen vs. Klimainteressen
Politiker vermuten derweil finanzielle Gründe hinter dem Ausstieg des Landes, das viel Geld mit der extrem klimaschädlichen Gewinnung von Öl aus Teersanden macht: "Das Profitinteresse Kanadas bei der Extraktion von Teersanden hat für die kanadische Regierung offensichtlich Vorrang vor der Verhinderung eines unkontrollierbaren Klimawandels", empört sich Sabine Wils, Abgeordnete der Linken im Europaparlament.
Der Grünen-Energieexperte Hans-Josef Fell forderte einen Boykott der kanadischen Erdöllieferungen: "Die kanadischen Lieferungen von Erdöl aus Ölsanden und Ölschiefern sind die Hauptursache dafür, dass sich Kanada seiner Verantwortung für den Klimaschutz verweigert", sagte Fell.
Schon während der Klimakonferenz in Durban hatte es Gerüchte über einen Rückzug Kanadas gegeben. Laut Bundesumweltministerium war er sogar schon vorher "angekündigt" gewesen. Deshalb habe die EU immer betont, dass das Kyoto-Protokoll ohne Kanada, Russland und Japan ohnehin nur noch rund 15 Prozent der weltweiten Emissionen umfasse. "Umso bedeutsamer ist es, dass es im Durban-Paket gelungen ist, das Fundament und die Dynamik für den Abschluss eines globalen, rechtlich bindenden Abkommens zu legen", sagte eine Ministeriumssprecherin.