Atomunfall-Szenario: Deutschland wäre nicht gerüstet
Stand: 19.03.2012
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Hamburg - Eine noch unveröffentlichte Studie verdeutlicht, dass Deutschland im Fall eines Reaktorunglücks nicht ausreichend vorbereitet ist. Ein Atomunfall mit den Ausmaßen von Fukushima würde die Bundesrepublik härter treffen als bislang angenommen.
Deutschland ist laut einem "Spiegel"-Bericht nicht ausreichend auf einen Atomunfall wie 2011 in Fukushima vorbereitet. Das Magazin beruft sich auf eine unveröffentlichte Studie des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS). Radioaktive Stoffe würden in einem solchen Fall weit größere Räume verseuchen als bislang angenommen, ganze Städte müssten evakuiert werden - dies sei bislang "nicht in der Notfallplanung vorgesehen", zitiert das Magazin aus der Studie.
Deutsche Wetterdaten und Erfahrungen aus Japan
Laut dem Bericht simulierten die Fachleute des Bundesamts verschiedene Atomunfälle: Sie kombinierten Wetterdaten aus dem Jahr 2010 für die Kernkraftwerke Philippsburg 2 und das mittlerweile stillgelegte AKW Unterweser mit Unfallverläufen, die denen in Japan vor einem Jahr ähneln.
Bislang seien Experten in Deutschland davon ausgegangen, dass radioaktive Stoffe nur "über mehrere Stunden oder Tage" freigesetzt würden, heißt es in dem Bericht. Das Kraftwerk Fukushima Eins habe dagegen mehrere Wochen lang Strahlenstoffe in die Umwelt geblasen. "Es ist ein völlig neues Szenario", zitierte das Magazin Wolfgang Weiss, den Vorsitzenden des UN-Strahlenkommittees UNSCEAR.
Große Gebiete würden verstrahlt
Die BfS-Forscher spielten laut dem Bericht Szenarien über jeweils 15, 25 oder 30 Tage durch. In der Simulation seien dabei große Gebiete verstrahlt worden, für die keine Evakuierungspläne existierten. Menschen bis zu 100 Kilometer vom AKW Philippsburg entfernt hätten ihre Häuser nicht mehr verlassen dürfen.
Wegen der angenommenen wechselnden Windrichtungen seien die Notfallmaßnahmen in dem Szenario schnell an ihre Grenzen gekommen. Die Eingreif-Schwellen in deutschen Notfallplänen seien außerdem um ein Vielfaches höher als die Grenzwerte, die die japanischen Behörden angewandt hätten. Das Bundesumweltministerium teilte laut "Spiegel" mit, man prüfe die Ergebnisse. Die Studie selbst werde später veröffentlicht.