Anti-AKW-Bewegung sieht sich noch nicht am Ziel
Stand: 04.10.2011
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Göttingen - Die deutsche Anti-AKW-Bewegung sieht sich trotz des von der Bundesregierung eingeleiteten Atomausstiegs noch lange nicht am Ziel. Das Abschalten von 8 der 17 Kernkraftwerke sei "allenfalls ein Teilerfolg", erklärte Jochen Stay von der Organisation "Ausgestrahlt" am vergangenen Samstag bei einer Bundeskonferenz der Atomkraftgegner in Göttingen. Ziel bleibe weiterhin das Aus für alle Meiler.
Matthias Eickhoff von der Gruppe "Sofortiger Atomausstieg" aus Münster erinnerte daran, dass in Deutschland außer den noch neun AKW zahlreiche weitere Atomanlagen betrieben würden. Er nannte unter anderem die Urananreicherungsanlage in Gronau, die Brennelementefabrik in Lingen sowie die Zwischen- und Endlager.
Eickhoff kritisierte zudem die Hermes-Bürgschaften für von deutschen Konzernen im Ausland errichtete Reaktoren. Dass Deutschland nicht den Euratom-Vertrag gekündigt habe, der unter anderem eine Förderung der Kernenergie vorsehe, stelle den Ausstiegswillen der Regierung ebenfalls in Frage.
Verunsicherung durch schnelle Reaktion aus Berlin
Peter Dickel von der Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad räumte ein, dass die schnelle Reaktion der Bundesregierung auf das Unglück in Fukushima viele Atomkraftgegner verunsichert habe. "Nicht wenige denken, der Ausstieg ist nun vollzogen", sagte er.
Die Bürgerinitiativen hätten "keine gemeinsame Antwort" auf den Beschluss zur Stilllegung von acht AKW gefunden. "Es gab 100 verschiedene Petitionen, aber keinen gemeinsamen Druck, um unsere weiter gehenden Forderungen durchzusetzen. Das war eine politische Niederlage", sagte Dickel.
Die Atomkraftgegner kritisierten auch, dass der nächste Castortransport trotz widersprüchlicher Strahlenmessungen am Gorlebener Zwischenlager weiter vorbereitet werde. Am Samstagmorgen war bekannt geworden, dass die Deutsche Fußball-Liga (DFL) aufgrund einer Bitte der Sicherheitsbehörden am letzten November-Wochenende vier Spiele der Bundesliga und der Zweiten Liga verlegt hat. Das Wochenende gilt als wahrscheinlicher Termin für den Atommülltransport. Offiziell werde noch geprüft, ob der Castor fahren dürfe, hinter den Kulissen gebe es längst "grünes Licht", hieß es in Göttingen.
Zu der Konferenz waren rund 100 Vertreter von Bürgerinitiativen und Umweltgruppen aus ganz Deutschland in die Universitätsstadt gekommen.